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«Votum Turgi-Baden» – Rede von Susanne Slavicek

Dies ist die flammende Rede, die Susanne Slavicek anlässlich der Einwohnerratssitzung vom 6.12.2022 gehalten hat.


Votum Turgi-Baden

Turgi hat ja gesagt – die meisten Parteien haben heute auch Ja gesagt, auch wir vom team Baden. Damit setzen wir ein positives Zeichen. In den nächsten 3 Monaten müssen aber noch viele weitere Zeichen gesetzt werden. Damit auch das Stimmvolk JA sagt.

Wir haben 171 Seiten vor uns zum Thema Zusammenschluss Turgi – Baden. Der Zusammenschlussvertrag beinhaltet 17 Seiten, die Grundlagenberichte 74 Seiten und der Finanzbericht 33.

Ich bin ins Archiv gegangen – und habe nachgeschaut, wie das beim Zusammenschluss von Baden, Dättwil, Rütihof und Münzlishausen war. Es hat mich einfach interessiert, wie damals vorgegangen wurde und ich will euch erzählen, was ich gefunden habe:

In den Unterlagen zur Gemeindeversammlung 23. Juni 1960 nahm das Traktandum zum Zusammenschluss Baden-Dättwil ganze 4 Seiten ein, 2 ½ Seiten über die Vorgeschichte und die aktuelle finanzielle Situation und knapp 1 ½ Seiten war die Vereinbarung zwischen den Gemeinderäten Baden und Dättwil mit 7 Punkten, die es gutzuheissen galt.

Die Themen, die an der Diskussion zum Thema besprochen wurden, ähneln erstaunlich den heutigen:
Die Ortsbürgergemeinde Dättwil gab zu bedenken, «die Kinder des Dorfes Dättwil seien einmal gezwungen, einen gefährlichen Schulweg nach Baden gehen zu müssen» – heute wäre dies der Weg vom Kappi nach Turgi.

Der Stadtammann Müller – ein Mitglied der FDP – kann hier beruhigen.

Herr A. Räber – SP – spricht für die Rechnungs- und Budgetkommission. Er sieht in der Bodenknappheit der Gemeinde Baden die Eingemeindung als begrüssenswert. Die Kommission stimmt der Vorlage zu.

Spannend wird es bei den Äusserungen vom Besitzer der Schwanen-Apotheke Herr Edi Zander (CVP):

  • Die allgemeine Begeisterung über den Zusammenschluss macht ihn misstrauisch.
  • Er fragt sich, wieso sich Rütihof, Münzlishausen und Dättwil nicht schon lange zu einer Gemeinde zusammengeschlossen haben, wenn ein Zusammenschluss tatsächlich so grosse Vorteile bringen soll.
  • Und zu den Finanzen zitiert er:
    «Im gemeinderätlichen Bericht habe er eine einzige Zahl, die etwas über die finanziellen Folgen der Eingemeindung aussagt, gefunden, nämlich die Feststellung, dass Dättwil Fr. 700’000.- in die Heirat mitbringen könne. Herr Zander erachtet es als notwendig, dass über diesen Punkt mehr ausgesagt wird. Er nimmt an, die finanziellen Daten habe man entweder nicht bringen können oder nicht bringen wollen. Seines Erachtens bleibt aber doch zu untersuchen, ob die Behörde die finanzielle Bedeutung des vorgeschlagenen Schrittes geprüft hat. Falls sie dies nicht getan haben sollte, wäre die Abstimmung zu verschieben. Herr Zander erachtet es aber als wahrscheinlich, dass die verlangten Zahlen zu Verfügung stehen, der Stadtrat sie aber aus der Befürchtung heraus, die Vorlage werde nicht angenommen, nicht veröffentlichte

Er hat die Vorlage abgelehnt.

Der Stadtammann Müller, FDP, erwidert Herrn Zander: «Schon jetzt ein Inventar über die Wünsche aufzustellen oder schon heute zu diesen Wünschen Stellung zu nehmen, wäre seines Erachtens vermessen gewesen.

Er zitiert dafür ein dänisches Sprichwort: «Wenn man das Brot gibt, erhält man es mit Butter zurück» Er ist überzeugt, dass die Gemeinde Baden, wenn sie einer Vereinigung jetzt zustimmt und damit Brot gibt … das Brot gesamthaft gesehen mit Butter darauf wieder zurückerhalten wird»

Wir alle wissen, die Mehrheit von 1360 anwesenden Stimmberechtigten hat der Vereinigung zugesagt. Warum zurückschauen bei einem Schritt in die Zukunft?

Vielleicht, weil wir etwas davon lernen können: Es gibt noch heute ähnliche Fragen und Bemerkungen. Unser «Ehevertrag» ist 17 Seiten lang und der Kandidat auf Herz und Nieren resp. Finanzen und Boden geprüft, jeder Schritt ist festgehalten. Weitere Absicherungen sollen dazukommen. 1960 langten 7 Punkte in der 1½ seitigen Vereinbarung. Was hat sich in diesen Jahren so stark verändert…

Wir wollen die absolute Sicherheit, in jedem Detail – aber ehrlich gesagt – die gibt es nicht. Auch bei Ehen mit Ehevertrag nicht. Wir wollen kein Geld verlieren und alles im Griff haben. Wenn diese Einstellung 1960 schon vorhanden gewesen wäre, wären wir nicht das Baden, dass wir jetzt sind.

In der Jubiläumsbroschüre zu 100 Jahre FDP heisst es, dass der Stadtammann Max Müller «mit der Eingemeindung von Dättwil, Rütihof und Baden die Weiterentwicklung der Stadt auf Jahrzehnte hinaus sicher konnte.»

Wir setzen heute Abend ein Zeichen, aber wir haben für die nächsten 3 Monate noch viel zu tun. Wir müssen in der Bevölkerung die Zeichen setzen, dass wir diese Verbindung eingehen möchten, ohne Zweifeln und Zögern, mit Mut und Zuversicht! Und auch gewissen Unsicherheiten. Und mit Feuer und Flamme!

Wir ALLE können die Badener Stimmbevölkerung davon überzeugen, dass Turgi zu uns passt:

  • Weil Turgi urban ist und innovativ und die Bevölkerung offen und sich Baden zugehörig fühlt und ja gesagt hat.
  • Weil Turgi auch eine Industriegeschichte hat und es eine eigene Turgi Zeit gegeben hat.
  • Weil Turgi so viele Gemeinsamkeiten mit Baden hat: Es hat den Wakker-Preis, es hat eine Holzbrücke, es ist ein Scheidungskind (von Gebenstorf), es liegt an der Limmat und es hat einen Bahnhof.
  • Weil Turgi noch Freiräume hat, noch Platz und wunderschöne Villen und Quartiere und weil man nach Turgi zügelt, wenn es dann Baden ist.
  • Wir müssen die Badener nach Turgi entführen und ihnen zeigen, dass da mehr ist als das, was man neben den Geleisen sieht.

Denn wenn es uns nicht gelingt, das Stimmvolk zu überzeugen und es am Schluss nur um’s Geld geht, dann bleibt Baden alleine und arrogant zurück und hat sich den Weg zur Weiterentwicklung verbaut für lange Zeit.


Wir müssen überzeugen, dass wir die Chancen und Möglichkeiten sehen und die Turgemer bei uns willkommen heissen. Darum müssen wir vielleicht zurückschauen und haben damit ein weiteres Argument. Darum sind wir mutig!

Wir vom team Baden sind – genauso wie Max Müller – überzeugt, wir bekommen das Brot mit Butter zurück.

Susanne Slavicek, team Baden, 06.12.2022

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