Indische Küche in Turgi
Zusammenfassung eines Gesprächs mit Kavita Sukhija (53), und Neeraj Sukhija (55)
(von Axel Rieder)
Kavita und Neeraj Sukhija leben in Turgi und sind heute 53 und 55 Jahre alt. Sie kamen 2006 aus New Delhi (Hauptstadt Indiens) mit ihren damals 3 und 10- jährigen Söhnen in die Schweiz. Die ersten 5 Jahre wohnte die Familie Sukhija in Nussbaumen, in einem Hochhaus, das man auch „little India“ nannte, weil dort in über 20 Wohnungen Familien aus Indien lebten. Es wurde viel Hindi gesprochen, man teilte das Alltagsleben und half einander. Das erleichterte zwar ihr Ankommen in einem fremden Land, verhinderte aber auch weitgehend die Integration in die schweizerische Gesellschaft.
Als diese Liegenschaft 2011 renoviert werden sollte, suchten Kavita und Neeraj ein neues Zuhause und fanden dieses in der neu gebauten „Krone“ am Dorfpark von Turgi. Hier waren sie als einzige Inder in Turgi von einem Tag auf den anderen in einem ganz anderen Umfeld. Umgeben von Schweizern wollten sie aus der Komfortzone innerhalb der indischen Gemeinschaft herauskommen. Sie verbesserten ihre Deutschkenntnisse und unterhielten sich vermehrt mit ihren neuen Nachbarn.
Herr und Frau Zumsteg wohnten direkt über ihnen. Sie waren schon gegen 80 und hatten ihre Drogerie an die nächste Generation übergeben. Immer öfter hatten Sukhijas Kontakt zu diesem liebenswürdigen Paar. Frau Zumsteg behandelte ihren unterdessen 8-jährigen Sohn wie ein Enkelkind, ging mit ihm spazieren, lernte mit ihm Französisch half bei den Aufgaben. An Weihnachten und an Geburtstagen kam sie mit Gebäck vorbei. Kavita brachte auf der andern Seite immer wieder indische Gerichte hinauf, die dort sehr goutiert wurden. Herr Zumsteg war selbst einmal in Indien gewesen und schätzte die indische Küche sehr.
Die Familie Sukhija wurden an Geburtstage und Familienfeste von Zumstegs eingeladen und lernte so auch die Töchter und Schwiegersöhne kennen. Als der Enkel von Zumstegs für 3 Monate nach Indien reisen wollte, organisierten Kavita und Neeraj für ihn die Reise, und er konnte bei Verwandten in Dheli unterkommen. Die Eltern von Neeraj besuchten mit ihm sogar den Taj Mahal. Später besuchte auch noch die Tochter von Zumstegs die Verwandtschaft in Indien.
Frau Zumsteg starb 2014.
Vor ihrem Tod sagte sie zu Kavita: Mein Mann ist in sicheren Händen, nämlich in deinen. Kavita hat diesen Satz als Ehre und Verpflichtung verstanden. Sie setzte alles daran, nach der Arbeit immer rechtzeitig zu Hause zu sein, um in den folgenden 3 Jahren jeden Abend für Herrn Zumsteg zu kochen. Sie schätzte den Austausch mit ihm, der weit über die Region hinaus bekannt war für sein grosses Wissen in medizinischer Pflanzenkunde und für seine persönlichen Gesundheitsberatungen. In den vielen Gesprächen mit ihm lernte sie immer besser Deutsch, konnte ihr Vokabular erweitern und auch ihr Wissen zu ganz verschiedenen Themen. Für Kavita war es eine wunderbare Erfahrung, sich mit diesem weisen alten Mann auszutauschen.
Herr Zumsteg starb 2017.
An der Abdankungsfeier wurde die Familie Sukhija in den familiären Kreis einbezogen, und Kavita wurde zu ihrer grossen Überraschung gewürdigt, als Köchin und Mensch mit herausragender Bedeutung in seinen letzten Lebensjahren.
Auch heute noch feiern Sukhijas regelmässig mit der Familie Zumsteg und auch anderen Schweizern verschiedene Feste und mischen dabei die Traditionen und die Menues: das indische Farbenfest, Weihnachten, den indischen Schwesterntag.
Hier am 31.8.2023 anlässlich des indischen Schwesternfestes bei „di Bruno“
Sukhijas hatten früher gehört, Schweizer seien nicht sehr offen gegenüber fremden Kulturen. Neeraj meint dazu: „Das könnte schon so sein, aber wir haben es anders erlebt. Wenn du einen Schritt machst, macht der andere auch einen.“
Ein Kommentar
Sehr interessanter Artikel. Ein sehr gutes Beispiel einer erfolgreichen Integration.
Habe auch schon von der indischen Küche bei Kavita und Neeraj kosten können.